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Kostenlose Kurzgeschichte
Unerwünscht
Der Bass hämmerte unnachgiebig durch Davids Körper. Er hätte nicht hierher kommen sollen. Er war zu alt, zu unfit, nicht cool genug für diesen Club. Für jeden Club. Er hätte sich nicht von der Begeisterung seiner Kollegen zu dem Besuch verleiten lassen sollen. Aber Marcus’ montägliche Berichte darüber, wie großartig seine Samstagabende im Flash gewesen waren, hatten David neugierig gemacht, ihn für einen Augenblick hoffen lassen, dass auch er Spaß haben, vielleicht, ganz vielleicht sogar jemanden kennenlernen würde. Aber er hatte sich geirrt. Er gehörte nicht hierher. David blickte sich um. Die Masse an Körpern bewegte sich wellenartig über die Tanzfläche. Jeder schien irgendwie dazuzugehören, nur David nicht. Er kniff die Augen zusammen, um im wechselnden Licht der Scheinwerfer die Bar auszumachen. David seufzte, als er am anderen Ende des Raumes eine in blaues Licht getauchte Theke entdeckte. Allein beim Gedanken, sich durch die vibrierende Menschenmasse zu zwängen, brach er in Schweiß aus. Er sollte einfach wieder in sein Apartment zurückkehren. Dort schaute ihn niemand an, als sei er fehl am Platz, die Frage, was einer wie David in einem hippen Club wie dem Flash zu suchen hatte, klar ins Gesicht geschrieben. Andererseits hatte er für den Eintritt bezahlt, da konnte er sich zumindest einen Drink gönnen, sich das Treiben auf der Tanzfläche anschauen und für einen Moment so tun, als gehöre er dazu, bevor er sich in die Einsamkeit seines Apartments zurückzog.
David setzte sich in Bewegung, drängte und schlängelte sich, so gut es ging, durch die tanzende Menge. Er erntete mehr als einen giftigen Blick und sogar einige Beschimpfungen. Beleidigungen waren David nicht neu, aber immer wieder erstaunlich schmerzhaft. Dies war nicht seine Szene, wenn es überhaupt eine Szene für ihn gab. Aber David brauchte keinen Psychologen, um zu wissen, dass er zu Hause nie jemanden kennenlernen würde. Und das wollte er, mehr als alles andere, bevor die Einsamkeit ihn erdrückte.